Pressestimmen
Katharina Knie bei den Burgspielen
Quelle: Ausgabe SÜWE - Wochenblatt Grünstadt - Nr. 101. Datum: Donnerstag, 2. Juli 2015
Altleiningen:
Berührend und
unterhaltsam: erfolgreiche Premiere der Burgspiele Altleiningen
Altleiningen. Carl Zuckmayers Katharina Knie gehört zu
seinen Stücken, die eher selten auf den Spielplänen der Theater
zu finden sind dass dieses von ihm so genannte Seiltänzerstück
aber durchaus auch heute noch reizvoll und sehenswert ist, zeigen die Burgspieler
seit dem 21. Juni 2015 auf ihrer Bühne in Altleiningen.
Die Geschichte ist relativ einfach erzählt: eine junge Frau
die designierte Nachfolgerin im Zirkus-Unternehmen ihres Vaters verliebt
sich in einen Mann und ist infolgedessen hin- und hergerissen zwischen dem
Anspruch, ihrer Pflicht zu genügen und den Betrieb zu erhalten, und
dem Wunsch, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen.
Insofern also eine Geschichte, die zeitlos ist und sich so ähnlich auch heute noch zuträgt. Zuckmayer setzt diese Story in den Zusammenhang von Mega-Inflation 1923/1924, sinkendem Stern der Wander-Zirkusse und aufkommendem Kino, und würzt das Ganze mit bodenständigen Typen, die mit viel Mutterwitz dafür sorgen, dass die Geschichte nicht sentimental wird.
Und in den Burgspielen Altleiningen findet sich für diese Stück der richtige Anwalt: in der Inszenierung von Wolfgang Mettenberger (Heidelberg) machen zwölf famos aufspielende Schauspieler das Zuschauen zum Genuss: bis in die kleinsten Rollen von Polizist (Franz-Josef Busch) oder Gerichtsvollzieherin (Anja Gößling) eine gelungene Charakterzeichnung.
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Kommissär
Dillinger (Franz-Josef Busch)
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Die
Gerichtsvollzieherin Membel
(rechts, Anja Gössling) |
Darüber hinaus stimmen Bühnenbild, Musik, Kostüme und Ausstattung
bis aufs i-Tüpfelchen, die stimmungsvolle Beleuchtung und Musik steuern
das rechte Zirkus-Feeling bei.
Die Artistenfamilie - bestehend aus Katharinas Cousins Fritz und Lorenz Knie (Marvin Schmitt und Paul Feldmann), dem prima Luftarbeiter Ignaz Scheel (Oliver Kesberger) dem Clown Julius (Martin Steinmetz), dem Italienerbub Mario (Leon Radmacher) und der Seele des Zirkus Bibbo (Susanne Rechner) - ist bei Zuckmayer zuständig für die heiteren Einlagen: wie sich z.B. Kommunist Fritz und Bourgeois Ignaz Wortgefechte liefern, ist das reine Vergnügen: da sitzen die Pointen und kein Auge bleibt trocken.
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Die
Zirkusfamilie Knie (vlnr: Mario - Leon Radmacher, Bibbo - Susanne
Rechner, Ignaz - Oliver Kesberger, Julius - Martin Steinmetz, Lorenz
- Paul Feldmann, Fritz - Marvin Schmitt)
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Aber auch die leisen Töne (hinter der rauhen Schale von Ignaz steck
schließlich auch ein weicher Kern) kommen bei Oliver Kesberger völlig
authentisch über die Rampe; Ute Schmitt erfüllt ihre beiden Rollen
als betrunkener Tätowierer und später als vom Leben gezeichnete
Mutter Rothacker mit großer Präsenz.
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Ute
Schmitt (rechts) in der Rolle der Rothackerin
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Susanne Rechner als Bibbo ist der mütterliche Gegenpol zu Vater Knie
und hält mit dezentem Spiel die Fäden in der Familie in der Hand;
Alexander Maier ist ein glaubwürdiger Martin Rothacker, der von Katharina
bezaubert ist und um seine Liebe kämpft.
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Bibbo
(Susanne Rechner),
die mütterliche Freundin von Katharina |
Martin
Rothacker (Alexander Maier) wirbt
um Katharina (Manuela Spieß) |
Willy Hiebert als Prinzipal Karl Knie ist schlicht eine Wucht: mit Charme
aber auch starker Hand führt er sein Unternehmen, genau wie er seiner
Tochter ein zugleich strenger und liebevoller Vater ist. Hiebert ist großartig
in seiner Verzweiflung als Katharina den Zirkus verlässt und noch viel
bewegender in seiner Wiedersehensfreude.
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Die
Gesichter des Karl Knie (Willy Hiebert): Engagierter Chef der Truppe
und liebender Vater
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Und schließlich die Titelfigur: Manuela Spieß hat als Katharina
Knie zwei Gesichter zu zeigen: im ersten Teil ist sie die noch kindlich-naive
Artistin, die sich wie aus heiterem Himmel verliebt. Es ist einfach wunderschön,
wie sie mit Anmut und neckischem Grinsen dieses Verliebtsein zeigt. Im zweiten
Teil ist sie dann eine erwachsene Frau, die eine weittragende Entscheidung
treffen muss: auch hier nimmt man Manuela Spieß die Sorge um den Zirkus
und die Entschlusskraft, die eine Katharina Knie braucht, sofort ab. Die
Zerrissenheit, die sie zeigt ist völlig stimmig- bis in die feinsten
Nuancen stimmt ihr Spiel, so dass der tosende Applaus am Ende mehr als gerechtfertigt
ist.
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Katharina
(Manuela Spieß) im ersten Teil des Stückes als jugendliches
Mädchen ...
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... und als junge Frau ein Jahr später |
Ein erfolgreicher Theaterabend für die Altleininger, die passenderweise
zum 35-jährigen Jubiläum vor Beginn der Aufführung von Landrat
Ihlenfeld noch einmal für ihr ehrenamtliches Engagement gewürdigt
wurden, das eine Woche zuvor erst mit dem Bürgerpreis des Landkreises
Bad Dürkheim ausgezeichnet wurde (das Wochenblatt berichtete).
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Schlussapplaus
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Hinweis: Die weiteren Aufführungen finden jeweils um 20.00 Uhr an folgenden
Terminen statt:
04., 11., 18., 25. und 26. Juli; 01., 02., 08. und 09. August.
Karten gibt es montags und dienstags von 16-19 Uhr im Theater auf der Burg
und telefonisch unter 06356/8800 oder neuerdings über Ticket-Regional
online oder in deren Vorverkaufsstellen. Für Kurzentschlossene gibt
es auch ein Kartenkontingent an der Abendkasse, die um 19 Uhr an den Spieltagen
öffnet.